Krisenzentren
Worum geht es?
Wird eine Person in der Schweiz Opfer von sexualisierter, Häuslicher oder geschlechtsbezogener Gewalt, findet sie nicht überall spezialisierte medizinische und psychologische Soforthilfe. Dies, weil z.B. im Spital oder in der Permanence die Fachpersonen meistens nicht auf das Thema Gewalt spezialisiert und die Abläufe nicht auf die Bedürfnisse von Gewaltbetroffenen ausgerichtet sind. Zudem wird dabei oft die Polizei hinzugezogen und damit den Betroffenen die Möglichkeit genommen, sich frei und mit Begleitung einer Beratungsstelle für oder gegen eine Anzeige zu entscheiden. Das stellt für Betroffene eine grosse Hürde dar, um sich die nötige Hilfe zu holen. Ein weiteres Problem ist, dass eine professionelle Dokumentation und Spurensicherung durch die Rechtsmedizin an vielen Orten nicht gewährleistet ist, was für die optimale Verwertung der Beweise bei einem allfälligen Verfahren sehr wichtig wäre.
Es braucht daher Krisenzentren bei sexualisierter, Häuslicher und geschlechtsbezogener Gewalt, in welchen Betroffene spezialisierte medizinische und psychologische Soforthilfe sowie eine professionelle Dokumentation und Spurensicherung in Anspruch nehmen können, ohne dass die Polizei zugezogen wird. Dieses Angebot besteht bisher nur in wenigen Kantonen. Als gute Beispiele, auf denen aufgebaut werden kann, lassen sich das Berner Insel Spital (Berner Modell) und CHUV Lausanne herausheben.
Die Kantone haben 2018 bereits angekündigt, dass sie solche Zentren schaffen wollen. Doch die Arbeit geht nicht voran. Deshalb fordert Brava, zusammen mit weiteren NGOs und gleich drei politischen Vorstössen von Tamara Funiciello, Jacqueline de Quattro und Marina Carobbio, dass solche Krisenzentren gesamtschweizerisch (in allen Regionen der Schweiz) und für alle Betroffenen (inklusive Gestaltung bspw. bezüglich Sprache, unterstützter Kommunikation, Infrastruktur) garantiert werden. Dazu hat sich die Schweiz mit der Istanbul-Konvention verpflichtet (Art. 25 IK).
Aktuell
Update 13. März 2023
Schweizweite Krisenzentren sollen Wirklichkeit werden! Die Vorstösse von Tamara Funiciello und Lisa De Quattro werden heute im Ständerat angenommen. Nun liegt der Ball beim Bund und den Kantonen, die eine zeitnahe Umsetzung und schweizweite Standards gewährleisten müssen!