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Kampagne

«Nur ich blieb stehen»

Die Ankunft in der Schweiz ist für geflüchtete Frauen noch lange nicht das Ende ihrer Flucht. Sie werden in Massenunterkünften ohne angemessenen Schutz untergebracht, warten jahrelang auf einen Asylentscheid, haben keine Zukunftsperspektive, werden retraumatisiert und schlimmstenfalls abgewiesen. Sie finden sich in Strukturen wieder, die Nährboden sind für psychische und geschlechtsbezogene Gewalt.

In einer Fotoserie machen Teilnehmer_innen aus dem Stimmen-Projekt die psychische Gewalt sichtbar, welcher sie im Schweizer Asylsystem begegnen. Sie nutzen die Fotoporträts, um von ihren Erfahrungen zu erzählen. Ein gebackener Kuchen, eine LGBTIQ-Fahne oder eine belebte Strasse: Verdichtet auf einen Augenblick deuten die Protagonist_innen an, wo das System krankt und was ihnen trotz allem Halt gibt.

Wir veröffentlichen die Porträts im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Unter dem Slogan «Machen wir unsichtbare Gewalt sichtbar!» fokussiert die schweizweite Kampagne dieses Jahr auf psychische Gewalt.

Ketevan, 17, Schülerin

«Im Asylzentrum teilte ich mein Zimmer mit der ganzen Familie. Ich habe eine kleine Nische mit einem Tisch eingerichtet. Es war immer noch schwierig, zu lernen. Trotzdem habe ich die Prüfung für die Fachmittelschule bestanden.

Mittlerweile habe ich ein eigenes kleines Zimmer und ich hoffe, ich kann die Schule abschliessen, denn wir wissen nicht, ob wir in der Schweiz bleiben können.»

Liza, 42, Sportlehrerin

«Ich habe einen Schlüsselanhänger in den LGBTIQ-Farben. In der Türkei hätte ich mich nie damit zeigen können. Hier gehe ich mit der Fahne durchs Quartier und die Leute grüssen mich freundlich. Es macht mich traurig zu denken, dass die Menschen in meiner Heimat, nicht so frei sind.

Ich habe eine grosse Wohnung, ein Auto, einen Job, Freunde, mein ganzes Leben in der Türkei mit einer anonymen Einzimmerwohnung getauscht, ich muss eine neue Sprache lernen und mit so vielem bei Null beginnen. Aber ich bevorzuge den Frieden und die Freiheit, die ich hier habe.»

Maia, 45 Jahre, Pflegefachfrau

«Ich backe gerne Kuchen für Freund_innen, Bekannte oder für die Kinder aus dem Zentrum, die Geburtstag haben. Ich dekoriere sie mit Marzipanblumen oder auch mal mit Spiderman. Für andere Menschen etwas zu tun, gibt mir ein Stück Würde zurück. Denn hier im Rückkehrzentrum haben wir nicht viel, wir können nicht arbeiten. Oft hat man das lähmende Gefühl, anderen nichts bieten zu können.

Was mir auch hilft: mich politisch zu engagieren und für die Rechte von Geflüchteten zu kämpfen.»

Manahil Strasse Physikerin

Manahil Mohammed, Physikerin

«Als ich vom Sudan in die Schweiz kam, war die Strasse ein schwieriger Ort für mich. Alle Leute waren in Bewegung, gingen zur Arbeit oder studierten. Nur ich blieb stehen. Ich musste warten und wusste nicht, wohin meine Reise geht und wie ich meine Ziele je erreichen kann.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich einen positiven Asylentscheid hatte und noch weitere Jahre, bis meine Diplome anerkannt wurden. Heute arbeite ich endlich in meinem Beruf.»

Stimmen-Projekt

Brava bietet geflüchteten Frauen eine Plattform, selbst die Stimme zu erheben und sich Gehör zu verschaffen. Dazu finden regelmässige Treffen statt. Sowohl die Themen, als auch die Aktionen und Initiativen, die daraus entstehen, bestimmen die Teilnehmer_innen selbst.

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